Europas Grenzen - Europas Erweiterung?
Unter diesem Titel fand für die Klassen 9d und 9g Ende April jeweils ein Workshop zur Frage, inwieweit die Europäische Union zukünftig weitere Mitglieder aufnehmen kann und soll, im Arbeitnehmer-Zentrum Königswinter statt. Geleitet wurde das Seminar von Professor Andreas Marchetti, Politikwissenschaftler und Experte für Europäische Integrationsforschung.
Anlass für die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Europäischen Union ist für die neunten Klassen im Politikunterricht die im Juni anstehende Europawahl, bei der in Deutschland auch erstmals junge Menschen ab 16 Jahren mitbestimmen dürfen.
Der Workshop wurde mit einem interaktiven Puzzle eröffnet, bei dem zunächst die aktuelle Zusammensetzung der Europäischen Union abgesteckt wurde. Dass aktuell
neun Staaten den Status eines Beitrittskandidaten haben, führte dann zu der Fragestellung, inwieweit die EU perspektivisch um die Staaten des Westbalkans erweitert werden sollte.
Bevor die Fishbowl-Diskussion vorbereitet werden konnte, stand dann ein Blick in die EU-Verträge auf dem Programm: Welche Kriterien muss ein Staat eigentlich für eine EU-Mitgliedschaft erfüllen und welcher Prozess muss durchlaufen werden? Fündig wird man hierzu in den Kopenhagener Kriterien, die in unterschiedlichsten Kapiteln diese Vorgaben wie allen voran die Einhaltung demokratischer Werte enthalten.
Die Debatte wurde anschließend gruppenweise mit Hilfe von Auszügen aus EU-Wahlprogrammen sowie Steckbriefen der Beitrittskandidaten vorbereitet. So konnte dann ausführlich aus vier unterschiedlichen Perspektiven (aus Sicht der EU, aus Sicht der potenziellen Kandidaten) für und gegen den Beitritt der Westbalkanstaaten debattiert werden.
Die geheime Abstimmung in der Klasse zeigte hinterher, dass der inhaltliche Austausch der Argumente durchaus etwas in der Positionierung der Schüler:innen veränderte, die sich in der Probeabstimmung zu Beginn noch recht unentschieden zeigten.
In der Auswertungsrunde konnte letztlich die Erkenntnis festgehalten werden, dass die Signale der EU aktuell am ehesten in Richtung einer ,,schrittweisen“ Erweiterung weisen, dass die Entwicklung letztlich aber stark von äußeren, globalen Faktoren wie zum Beispiel der Entwicklung der Situation in der Ukraine abhängig sein wird.
Einig war man sich am Ende auch darin, dass ein solch interaktiver Workshop intensivere Möglichkeiten zur vertieften Auseinandersetzung bietet, als es im Schulalltag oft möglich ist. Wir danken daher Herrn Marchetti sehr für seine Mühe und Frau Topp (AZK Königswinter) für die Organisation im Hintergrund!
Information zur Person:
Andreas Marchetti ist Geschäftsführer von politglott. Er ist zudem Honorarprofessor an der Universität Paderborn und lehrt regelmäßig am deutsch-französischen Campus von Sciences Po Paris in Nancy.